Anna Jermolaewa

Kiss, Video, 3 min., 2006

video

Kiss
Kiss
Kiss
Kiss
Kiss
Kiss
Kiss
Ansicht: Galerie mezzanin, Wien, 2006 / Foto: Manuel Gorkiewicz
Kiss
Ansicht: Galerie mezzanin, Wien, 2006 / Foto: Manuel Gorkiewicz
Kiss
Ansicht: True Romance, Allegories of Love from the Renaissance to the Present, Kunsthalle Wien, 2007 / Foto: Sephan Wyckoff

Die Liebe lässt Jermolaewa in ihrem Video „Kiss“ (2006) in Form zweier gleicher Mickeymaus Masken sich spielen, die sich anfangs zärtlich küssen, im wachsenden Übermut kleine Fetzen aus dem Gesicht beißen und sich am Ende ganze Stücke vom Leib reißen. So wird ein Prozess von sich lieben, sich einander öffnen, die dadurch implizierte Abhängigkeit voneinander, und die daraus folgenden Möglichkeiten sich zu verletzen oder verletzt zu werden, durch eine geballte Verbildlichung emotional seziert.
(Auszüge aus den Texten von Karin Pernegger und Lene Leicht, 2006)

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Anfänglich aus Küssen und verliebtem Geplänkel bestehend, kippt das vermeintliche Liebesspiel der zwei Mickymaus-Masken tragenden Protagonisten rasch in aggressive Intimitäten und Überschreitungen, die sich in Bissen und dem Versuch, die Maske des Gegenübers zu zerfetzen, äußern. Begleitet wird das Video vom gepitchten Sound schräger – einer vermeintlichen Comicsprache entlehnter – Töne, die das Ihrige dazu beitragen, sozialen Interaktionen einen Zerrspiegel vorzuhalten und den schmalen Grat zwischen Berührung und Verletzung, Liebe und Abhängigkeit zu zeigen. Mithilfe der Ambivalenz des scheinbar harmlosen Mickymaus-Motivs gegenüber der prinzipiellen Verdächtigmachung durch die Maskierung erzeugt Jermolaewa in Kiss eine subtile Spannung zwischen aberwitzigem Humor, exaltierter Paarerotik und kaltblütiger Gewalt.
(Alexandra Hennig)