Anna Jermolaewa

Handschuhe aus Gummi, Putzkittel und Wischmopp, Foto- und Videoinstallation, 2011

Handschuhe aus Gummi
Handschuhe aus Gummi
Handschuhe aus Gummi
Handschuhe aus Gummi
Handschuhe aus Gummi
Ansicht: Arbeiterkammer Wien, 2011 / Foto: Hertha Hurnaus
Handschuhe aus Gummi
Ansicht: Arbeiterkammer Wien, 2011 / Foto: Hertha Hurnaus
Handschuhe aus Gummi
Ansicht: Arbeiterkammer Wien, 2011 / Foto: Hertha Hurnaus
Handschuhe aus Gummi
Ansicht: Arbeiterkammer Wien, 2011 / Foto: Hertha Hurnaus

Erst seit dem Jahr 2004 erinnert jährlich am 8. November der "Internationale Tag der Putzfrau" an eine Berufs- gruppe, die selten im Rampenlicht des kollektiven Bewusstseins steht. Die zumeist weibliche und immigrierte "Putzfrau" – so die negativ konnotierte, politisch unkorrekte, aber meistgebrauchte Bezeichnung – beseitigt den Schmutz der öffentlichkeit, ohne dass sie im Gegenzug von jener Anerkennung, Aufmerksamkeit oder Respekt erwarten kann.

Die Künstlerin Anna Jermolaewa nimmt diesen jungen Gedenktag zum Anlass, den wenig angesehenen Beruf in der Foto- und Videoinstallation "Handschuhe aus Gummi, Putzkittel und Wischmopp" im Foyer der Arbeiterkammer ebenbürtig dar- zustellen. Sie begleitete Frauen und Männer bei ihrer täglichen Arbeit als Reinigungskräfte und interviewte sie in deren Freizeit in ihren Wohnungen. Zwischen Küche, Couch und Kinderzimmer werden sie der herkömmlichen Anonymität entho- ben und erfahren somit eine Wandlung von Stereotypen zu Privatpersonen. Zum größten Teil sind die ProtagonistInnen Angestellte einer Wiener Reinigungsfirma, in der Anna Jermolaewa 1990 nach ihrer Flucht von Russland nach österreich selbst als Reinigungskraft angestellt war. Es sind fast ausschließlich MigrantInnen wie sie, die unabhängig von ihrem Ausbildungsgrad diese Arbeit in österreich verrichten. Während PolInnen und SerbInnen nach österreich kommen, um zu putzen, sind es in Polen RussInnen und UkrainerInnen, in Serbien wiederum RumänInnen und AlbanerInnen. In Russland säubern Reinigungskräfte aus den ehemaligen Republiken Zentralasiens. So entsteht eine absurd anmutende Spirale, in der die Tätigkeit des Putzens zumeist von ArbeitsmigrantInnen aus Ländern mit noch niedrigerem Lohnniveau besetzt wird. Den Verdienst dieser Berufsgruppe beleuchtet Anna Jermolaewa in der Gegenüberstellung von Arbeitsroutine und Intimität des Privatraums und zeigt die Putzfrauen in ihrer Darstellung als verkannte Alltagshelden.

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In 1990, I briefly worked as a housekeeper immediately after my time in the Traiskirchen refugee camp. In 2011, I was able to convince the head of the company to allow me to accompany his employees at work. I captured their daily work experience through film and a series of photographs. The wall panel (with over 100 photographs) refers to the working world of the people pictured with their respective “working attributes,” while the film makes them noticeable – a release from the anonymity of their work. The hanging of the pictures works in an installation like a loop, stressing the monotonous work involved in the cleaning process through the order of their recurrence. The daily routine of these people rolled up like a movie. Parallel to the photo installation, videos ran on four monitors that showed interviews with the same people, in their private rooms. I continue to let the camera run during interviews and sometimes we both forget it is even recording. I consciously choose equipment that is small and unobtrusive, so as not to scare people with huge equipment. These portraits reflect an oral and visual history of individual, personal stories that transform social structures.